Der Tag begann hektisch – hatte ich doch gestern Abend glatt
meinen Wecker für Freitag und nicht für Samstag gestellt. Daran sieht man
schon, wie entspannt ich bin … Heute Morgen war es dann leider gar nicht
entspannend. Unser Fahrer stand pünktlich um 7.00 Uhr vor der Tür und wir lagen
noch im Bett. Hektisch alles zusammengesucht, ein Toast im Stehen gefuttert,
bezahlt, kurz von Maryann und Philip verabschiedet und schon saßen wir auch im
Auto. Unser Fahrer war leider etwas muffelig, so dass ich nichts über
interessante Gespräche aufschreiben kann. Vielleicht lag es aber auch nur
daran, dass er des Englischen nicht so mächtig war … Unser Gespräch erschöpfte
sich jedenfalls ziemlich schnell: „First time in India? You like India?“ und
damit war unsere Konversation schon beendet.
Die Fahrt nach Wayanad hat sage und schreibe 8,5 Stunden
gedauert! Als wir hier ankamen war ich fix und fertig. Hupen, Überholen, wieder
einscheren, weil einem Laster entgegen kommen, hupen, überholen, knapp vor den
Lastern, die ebenfalls laut hupen, laut hupend wieder einscheren and so on. Bin
heilfroh, dass ich nicht noch 13 Stunden nach Hampi (mit)fahren muss ….
Die Fahrt hier hoch war anfangs
eher langweilig – was in Indien halt langweilig ist :). Eine Stadt reihte sich
an die andere, viele Leute zu sehen, aber keinerlei Landschaft. Das änderte
sich schlagartig, als wir Calicut hinter uns gelassen und ab in die Berge
gefahren sind. Reisfelder, Regenwald, enge Serpentinen, die sich die Berge
hochwanden. Und natürlich wurde auch auf diesen Serpentinen um jeden cm.
Fahrbahn und Schnelligkeit gekämpft. Nicht nur unser Fahrer tat das, die
übrigen 245 Laster und 367 Busse und 137 Autos taten das auch. Gab 2 Unfälle
auf der Strecke, zum Glück nicht mit uns…
Unser Guesthouse liegt – sagen
wir es mal so – seeeeehr weit ab vom Schuss. Von Kalpetta (dem Backpackerort
hier oben im Nationalpark) ungefähr 45 Minuten per Auto entfernt, dafür aber
traumhaft gelegen. Hier ein Feldweg, dort eine Schotterpiste, viele Telefonate
und dann waren wir schließlich da. Ein ehemaliger Bauernhof, der jetzt nur noch
für sich und die Gäste anbaut (und so schmeckt das auch!), 3 Zimmerchen, Vater,
Mutter, Opa und eine 14jährige Tochter. Wir sind (wieder mal) die einzigen
Gäste und mussten bei der Begrüßung ziemlich lachen. Unsere Vermieterin heißt
Bina und die Tochter Wannah :).
Zur Begrüßung gab’s lecker
Teechen und selbstgemachte Bananenchips. Danach haben Hannah und ich die Gegend
erkundet, soll heißen, wir sind die Feldwege abgelaufen. Begleitet hat uns der
Hund Bruno, den Bina uns mitgegeben hat, damit wir uns nicht verlaufen. Bruno
ist zum „Mitnehmen“, Hannah ist schon wieder verliebt ….
Es gibt noch ein paar Häuser in
der Gegend. Sämtliche Leute haben sich wieder gefreut, uns zu sehen und uns
winkend begrüßt. Konversation ist aber nicht möglich, hier spricht glaube ich
kaum einer englisch. Nicht mal die „First time in India? You like India?“-Frage
kam auf...
Das Abendessen war wirklich
homestaymäßig, zusammen mit der Familie die Sachen aus dem Garten essen. War
sehr nett, der Vater spricht äußerst gutes Englisch und das Essen war
oberlecker. Chickencurry, Joghurtcurry, Bananenblättergemüse (!) und
Zitronencurry (!) - dazu Brot und Reis
und für mich sogar ein Bier!!
Wir haben den Tag für morgen
grob durchgeplant. Hannah und ich wollen ja auf jeden Fall in den knapp
entfernten Nationalpark und hoffentlich wilde Elefanten sehen. Djill (der Vater
des ganzen hier) schlug vor, morgens erst zu irgendwelchen Wasserfällen zu
fahren und einen Tempel anzuschauen und erst gegen späten Nachmittag in den
Park zu fahren, da dann die Chance am größten ist, die Elefanten zu sehen.
Glückliche Wannah – sie hat schon so viele Elefanten in ihrem Leben in freier
Wildbahn gesehen, dass sie schon ein bisschen genervt ist, weil sie halt nicht
überall mal eben hinkann. Alles ist mit
Elektrozäunen gesichert, damit die Elefanten nicht in die Gärten der Familien
kommen und das nervt 14jährige Inderinnen anscheinend …
Ich bin auf jeden Fall sehr
gespannt und mach mich jetzt auf ins Bett, da ich vor lauter Käfern und
Grashüpfern und Moskitos und Grillen und Heuschrecken hier unter dem Licht vor
meinem Zimmer kaum noch den Bildschirm erkennen kann. Dafür kann ich Bruno gut
erkennen, der direkt vor meinen Füßen liegt und auf uns beide heute Nacht
aufpasst (freies Gelände und Schlüssel für die Zimmer scheint es auch nicht zu
geben). Indien pur sozusagen – bin immer noch soooooo verknallt!
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