Montag, 8. Oktober 2012

Tal der Tränen und Mysore

Ich komm aus dem Tal der Tränen gar nicht mehr heraus :). Just a joke …

Nach einer mehr oder weniger schlaflosen Nacht mit wieder wilden Träumen sind wir rechtzeitig hochgekommen und konnten in Ruhe packen. Zum Frühstück gab es dank meiner Ansage nur „wenig“ – Pfannkuchen mit Bananenvanillesoße, frischen Ananassaft, Eier, Toast, Käse, Honig, Marmelade, 2 Liter Chai … Djill hat noch mit uns gefrühstückt, bevor er denn zu seinem offiziellen Job als POLIZEIINSPEKTOR!! gehen musste. Das wusste ich bis heute Morgen ja auch noch nicht … Und schon kamen die ersten Abschiedsszenen. Noch ein Foto von uns beiden für die Homepage, noch ein Foto von Hannah und Bina und Djill und bei mir kullerten schon die Tränen. Noch mal kurz gedrückt und das Versprechen gegeben, per E-Mai oder Facebook in Kontakt zu bleiben und dann fuhr er auch (in dicker Jacke, ist ja schließlich „Winter)) weg.


Hannah und ich haben aufgefuttert, den Rest zusammengepackt und auf Giles gewartet, der uns zum Busbahnhof gebracht hat. Er kam irgendwann, hat sich total gefreut, dass wir IHN ausgewählt haben und nicht irgendeinen Rikschafahrer und da er so gerührt war, war ich auch gleich wieder gerührt und musste schon wieder weinen. Als Bina dann zum Tschüs sagen kam, brachen alle Dämme … naja, vielleicht ein bisschen übertrieben, aber die Tränen kullerten und kullerten und ich konnte die Fahrt zur Busstation auch gar nicht viel reden.





In Mananthavady war der Bus nach Mysore gerade verschwunden. Giles wollte uns dann auf keinen Fall alleine dort lassen, weil er wohl Angst hatte, dass wir in den falschen Bus steigen. Womit er wahrscheinlich auch Recht hatte …. Anders als in größeren Städten kauft man hier in the middle of nowhere die Fahrkarten erst im Bus und nicht am Schalter. 

Das „Ticket-am-Schalter-Kaufen“ hat allerdings einen großen Vorteil, nämlich den, dass einem irgendwelche Leute sagen, wo man sich anstellen muss, um den Bus zu bekommen. Hier gibt es das nicht. Es gibt auch keine Lines oder ähnliches, die Busse kommen in halsbrecherischem Tempo von der Straße auf den Parkplatz gerauscht, alle Leute rennen los und wenn man Glück hat (jedenfalls als Touri, da man ja die Schilder an den Bussen nicht lesen kann) sitzt man im richtigen Bus. Wir haben schlussendlich auch nicht den direkten Bus nach Mysore erwischt, sondern den Bangalore-Bus, der in Mysore Halt macht.






Und das war eine solch traumhafte Fahrt, das bei mir schon wieder die Tränen kullerten.  Wir sind durch den Nagarhole-Nationalpark gefahren, schneller als 20 Stundenkilometer ging nicht (ich saß ziemlich weit vorne und konnte auf den Tacho gucken). Traumhafte Berge, traumhafter Regenwald und als Highlight des Tages 

ELEFANTEN IN FREIER WILDBAHN!!!!! 

Da gingen sie auf einmal – 3 Elefanten latschen auf einem Feld Richtung Wasserloch. Ist es ein Wunder, dass ich wieder weinen musste? Ich finde nein! 





Die Inderin neben mir („First time in India? You like India?“) war etwas irritiert und holte mir gleich etwas zu essen aus ihrem Rucksack :). Keine Ahnung, ob sie dachte, dass ich vor Hunger weine … Also gab es wieder irgendein süßes Zeug, das ich verzehren musste, während sie meine Hand streichelte … Ich liebe diese Menschen!

Aber nicht nur die Elefanten, sondern auch die Fahrt an sich war einfach großartig. Ich habe ein paar Fotos von den Straßen gemacht. Keine Ahnung, ob man das auf den Bildern erkennen kann, aber wenn ich schon mal Fotos von asiatischen Straßen mache, während ich im Bus sitze, ist es definitiv so, dass die Straßen bemerkenswert sind! Eigentlich ein Wunder, dass ich heute keinen "Rücken" habe, insbesondere nach dem gestrigen Tag. Ein Gehoppel und Gepoppel sondergleichen, Schlaglöcher, Schotterpiste und ein auf und ab.




Vorbei an Baumwollfeldern, Reisfeldern, Zuckerrohrfeldern, kleinen Dörfern. Ich bemitleide wirklich jeden Menschen, der solche Erfahrungen nicht machen darf bzw. kann. Oder will?

Und nun bin ich halt (wieder mal – gestern zählt ja aber eigentlich nicht so richtig) in Karnataka. Schon ein anderer Spirit als in Kerala, längst nicht so gut gesettelt ... 


Man sah schon ziemlich gleich hinter der Grenze, dass es hier „ärmer“ ist. Mülliger, kleine Häuser (aber halt auch noch Häuser und keine Slums), viele Leute barfuß und eher „zerlumpt“. Was der Freude der Menschen aber anscheinend keinen Abbruch tut … 


Schon auf der Fahrt die gleiche Chose. Hannah und mir wurde wie wild zugewunken, die Kinder liefen und hüpften neben dem (langsamen) Bus her und riefen immer wieder "Hello, Hello" und versuchten uns anzufassen. Die Busse in Indien haben tendenziell keine Scheiben vor den Fenstern – jedenfalls nicht der, mit dem wir heute hier rüber gefahren sind). 

Und Mysore? Hammer! 

„Großstadt“ – für indische Verhältnisse aber ziemlich klein, nur 2 Mio. Einwohner :). Die Kühe latschen kreuz und quer auf den Straßen, die Busse fahren meiner Meinung nach ebenfalls kreuz und quer und von den Tuk Tuks, Mopeds und Fußgängern will ich mal gar nicht reden. Unser Guesthouse liegt ein wenig außerhalb (ca. 10 Minuten per Tuk Tuk in die Innenstadt) in einer kleinen Straße. 

Hatte das gestern Abend übers Netz noch klargemacht, hätte ich aber gar nicht tun müssen, da uns direkt am Busbahnhof ein neues Hotel für den gleichen Preis angeboten wurde. Wie ich ja nun aber mal so bin, habe ich das Angebot ausgeschlagen und wir haben uns ein Tuk Tuk hier „raus“ genommen und wohnen nun bei Stephen, einem 55-jährigen Engländer, der vor 3 Jahren größtenteils „Good bye UK“ gesagt und seinen alten Indientraum verwirklicht hat.

Normales Wohnhaus in einer normalen indischen Straße gegenüber einer Schule, 3 Zimmer, von denen er zwei eigentlich mehr oder weniger regelmäßig vermietet und eines selbst als Schlafzimmer nutzt. Dazu ein großes Wohnzimmer, eine (leider nicht möblierte) Dachterrasse und ein  Balkon, der zwar direkt zur Stephens Zimmer gehört, den wir aber mit nutzen dürfen. Außerdem gibt es noch einen Ganesha-Tempel, der mich natürlich besonders beeindruckt hat :) (schließlich kannte ich bis heute nachmittag niemanden, der einen eigenen Tempel im Wohnhaus hat!). 




Unser Zimmer ist klein, aber (jedenfalls für mich und Hannah) wunderschön dekoriert.







Das asiatische Bad (also mit Eimer und Schöpfkrug) teilen wir uns mit Stephen. Aber wir können halt auch hier wieder alles nutzen.

Hannah und ich waren nach der Fahrt mit dem Bus durch und total nass  geschwitzt, also erstmal unter die Dusche und danach wieder in die Stadt. Die Tuk Tuk-Fahrt kostet 70 Rupien, lässt sich also gut verkraften. 


Erster Anlaufpunkt war der Mysore Palace. Es handelt sich um den alten Königspalast, der sicherlich eindrucksvoll ist, mich persönlich aber eber enttäuscht hat. Taschenkontrollen, Eintrittsgebühren, lange Schlangen vor dem Eingang. Wahrscheinlich waren wir einfach nicht zur rechten Zeit da (oder einfach zu "durch").







Wir sind dort also nur ein bisschen rumgeschlendert und haben uns die Skulpturen von außen und die Leute angeschaut. 












Dann allerdings - auf der anderen Seite des Palastes und der Stadt - hat uns Mysore voll erwischt! Einfach geil, einfach chaotisch, einfach faszinierend. 









Wir waren erst kurz im Beergarden vom Parklane-Hotel (hatte ich mir auch schon im Internet angeguckt, dann aber für zu „teuer“ befunden) und sind danach zum Gandhi Square gelaufen. Nightmarket! Essensstände! Klamottenstände! Tausende von Leuten auf den Straßen! Noch mehr Kühe! Und wir mittendrin … 
Wir waren im „New Shilpashri“ essen, einem Dachgartenrestaurant, das uns ein Inder mehr oder weniger empfohlen hat. Es stand zwar auch als Tipp in unserem Reiseführer, ob wir allerdings ohne Fürsprache dort gelandet wären? Keine Ahnung … auf jeden Fall hat es sich gelohnt und wir haben bereits heute Abend beschlossen, dass das sozusagen unser „Stammlokal“ in Mysore wird. Unglaublich gutes Essen, unglaublich scharfes Essen und unglaublich günstige Preise! Und dazu ein gigantischer Blick über den Platz! Und rauchen durfte ich dort auch! Ganz im Gegensatz zum Biergarten im Parklane … Skurrile Geschichte :)!

Man (also ich) sitzt auf einer Dachterrasse, also überall frische Luft um einen und die anderen Gäste herum. Unten auf den Straßen fahren die Mopeds und Tuk Tuks und es herrscht Rushhour und die Stadt versinkt im Smog! Das bedeutet aber nicht, dass ich auf der Dachterrasse rauchen darf! 

Nein, nein, um zu rauchen, musste ich eine Raucherkabine (wie auf den Flughäfen) gehen. Und  als wäre das nicht schon kurios genug, kommt nun noch das Highlight der Geschichte: Die Raucherkabinen sind nach Männlein und Weiblein getrennt! Ich war erst in der „ersten“ Raucherkabine (außer mir wollte dort auch niemand rauchen, ich war also mutterseelenallein), als sofort die Restaurantbedienung ankam und bemerkte, dass dieses die falsche Kabine (nämlich die Männerkabine) sei und mich in die Frauenkabine führte. Nicht, ohne dass ich meine gerade angefangene Zigarette ausmachen musste … Glaubt man das?
So, und nun geht hier gerade ein Tropenschauer per excellence los. Ich sitze draußen auf dem Balkon und kann das wunderbar beobachten: Sturm, Blitz und Donner,  Regen wie unter der Dusche, da nützt der Mauerüberstand der Dachterrasse über mir auch nicht mehr viel.

Ich mach besser Schluss, nicht, dass mir mein Netbook noch ersäuft. Stephen kam eben auch schon raus und meinte, ich sollte lieber rein kommen „Sounds dangerous, look at the sky“.



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