Montag, 27. Februar 2012

Delphine, Delphine, Delphine ...

Sehr schöner Tag. Hab mich morgens nach einem kurzen Zwischenstopp auf der Dachterrasse dazu entschlossen, meine Softshell-Hose und ein langärmliges T-Shirt zum Wale gucken anzuziehen und dann – sicher ist die Mutter der Porzellankiste – auch noch für die Softshelljacke zum Drüberziehen entschieden.

Vollkommen unnötig und übertrieben. Nachdem ich bei Oceano meine Tour bezahlt hatte und zurück zum Hafen geschlendert bin, kam die Sonne raus und es wurde richtig „Sommer“. Nicht mal Wind! Dumm gelaufen, Sabine! Meine „Mitgucker“ standen mit Flippies und kurzen Hosen am vereinbarten Treffpunkt und ich, als wollte ich eine Tour in schneebedeckte Berge machen. Unnötig zu erwähnen, dass ich auch noch meine Wanderschuhe anhatte, weil ich Angst hatte, dass ich kalte Füße bekomme …

Das mit den Schuhen hatte sich aber sowieso schnell erledigt. Wir mussten auf dem kleinen schnuckeligen Boot, das angeblich wirklich schon bis zum Fischen an die afrikanische Küste gefahren ist (hat uns Volker, der „Teamleiter“, auch noch einmal erzählt, als eine Frau in meinem Alter ihn fragte, ob er wirklich GANZ sicher sei, dass wir mit dieser Scholle mitten auf den Atlantik fahren wollen)  alle unsere Schuhe ausziehen, da bis auf die Ecke hinten, wo der Bootsmann stand und lenken musste, das gesamte Boot für uns zum Rumlaufen freigegeben war.



Ebenfalls unnötig zu erwähnen, dass ich fragte, an welcher Stelle des Bootes denn am wenigsten Schaukelei zu erwarten sei und mir diesen Platz nach Auskunft von Volker auch sofort gesichert habe. Schön mittig auf einer Holzpritsche!

Also, ICH bin ehrlich gesagt, nicht so viel auf dem Boot rumgelaufen. Die Fahrt war klasse, aber es hat geschaukelt ... Vielleicht nicht ganz so viel, wie von mir erwartet, aber Schaukeln ist Schaukeln.

Das lag sicherlich auch daran, dass die Wellen heute längst nicht so hoch wie gestern waren und fast Windstille herrscht. Das eine Kind, das mit Papa mitgefahren ist, hat dennoch die meiste Zeit gekotzt … 

Tat mir echt leid, der Wurm. Er hatte sich so auf Delfine gefreut und vor Abfahrt noch einen auf dicke Hose gemacht: „Zum Glück wird mir auf dem Boot ja nicht schlecht, Papa! Ich bin nicht so wie Mama. Die ist ja deswegen auch nicht mit gekommen und ruht sich heute morgen aus!“ 

Tja, hat leider nicht so ganz geklappt … Ich habe dem Vater dann nett und zuvorkommend wie ich bin :) meinen Platz für den Lütten angeboten. Aber der Kleene wollte partout nicht auf die Pritsche, sondern sich lieber am Bootsrand festhalten und dort weiterkotzen ...
Nachdem wir eine kurze Einführung ins „sanfte Whalewatching“ erhalten haben (natürlich bin ich mit den Gutmenschen gefahren und nicht mit dem großen Ausflugsboot!) und einen Überblick über viele Wal- und Delphinarten bekommen haben, ging’s denn los. 

Wunderschöne Fahrt an der Küste von La Gomera entlang. 




Leider gab’s erst einmal nicht viel zu sehen. 

Riesenquallen (diese ekligen, die auch in Portugal überall waren), aber keine Delphine, geschweige denn Pilotwale. 

Ich weiß jetzt auch, was Pilotwale sind – Indische Grindwale. Sind ungefähr 6 Meter groß und wiegen bis zu 4 Tonnen. Jedenfalls die Männchen, die Weibchen sind etwas kleiner.

Man sollte also meinen, dass man solche großen Tiere, die sich hier zur Zeit zuhauf tümmeln und die ganzen anderen Tage auch gesehen wurden, gut sehen kann :(. 

Aber sie hielten sich versteckt und waren wohl gerade dort, wo unser kleines Boot nicht war.

3 unechte Karettschildkröten waren die „magere“ Ausbeute nach fast 2 Stunden Fahrt. „Mager“ setze ich in Anführungsstrichen, weil ich natürlich auf meine Wale gewartet habe. Die Leute von „Oceano“ waren allerdings begeistert, da diese Tiere recht selten zu sehen sind. 



Das Kind kotzte weiter und eine Frau, die gleich bei Beginn der Tour vorne auf’s kleine Deck geklettert war und großspurig meinte: „Das ist der beste Platz! Ich habe solche Touren schon öfter mitgemacht!“ fragte mich irgendwann ziemlich blaß, ob sie meinen Platz haben dürfte. 

Und ich wartete weiter auf die Wale!.


Kamera im Anschlag, Hand schützend über die Augen gelegt, ganz voller Vorfreude. 

Lange Rede, kurzer Sinn. Wir haben keine Walte gesehen ;).

Dafür sind wir aber zum Schluss noch auf eine Gruppe von „gewöhnlichen Delphinen“ getroffen (die heißen wirklich so!). Und das war sooooo schön! Knapp 2 Meter große Tiere mit ein paar Jungtieren, die an der Seite gelbe „Striche“ haben. Hatte ich bisher noch nie gesehen, sondern immer nur die „normalen“ grauen.


Sie sind eine ganze Zeit lang um unser Boot „gehüpft“, in der Bugwelle mitgeschwommen und hatten augenscheinlich auch recht viel Spaß an der ganzen Geschichte. Keine Ahnung, ob die Fotos was geworden sind, ich habe irgendwann auf „Serie“ gestellt und muss die knapp 400 Bilder erst einmal sichten ;). Auf den meisten wird wohl nur Wasser zu sehen sein. Ehrlich gesagt war mir auch nicht bewusst, dass „Serie“ so viele Bilder bedeutet. Ich dachte, nach 3 oder 4 Stück ist Schluss, ist aber augenscheinlich nicht so. War etwas irritiert, als ich mir die Bilder abends anschauen wollte. Muss ich defnitiv zu Hause am großen Rechner aussortieren, auf dem kleinen Bildschirm war mir das zu anstrengend. Und 2 Filme habe ich auch noch gedreht!








Leider mussten wir ja irgendwann wieder umdrehen, ich hätte noch stundenlang weiter Boot fahren und Delphine gucken können. Keine Spur mehr von „Hoffentlich schafft das Boot das!“ Aber da das soooo schön war, mache ich vielleicht am Freitag noch einmal eine Tour mit. Und sehe dann vielleicht doch noch meine Wale … Und rufe dann „Wal, da bläst er!“ :)

Im Hafen bin ich dann in meine Hafenkneipe eingekehrt und habe eine Fischsuppe gefuttert, Köstlich, noch viel besser, als die, die ich Freitag abend gegessen habe. Ich werde nur noch DORT Fischsuppe essen. Riesengroße Schüssel für 3,00 Euro, dazu Brot und ein Glas eiskalten Weißwein. Ich bin so leicht glücklich zu machen ...
 
Nachmittags habe ich dann nichts mehr gemacht. Nackig ausgezogen, mir mein tolles Buch geschnappt und mich auf meiner Dachterrasse auf der Liege gesonnt. Zwischendurch mal umgedreht und ein bisschen gedöst, dann wieder umgedreht und weiter gelesen.
 
Irgendwann schweren Herzens unter die Dusche gesprungen und nach La Playa rübergewandert, um den Sonnenuntergang bei Maria zu sehen. Und da waren sie wieder alle … die Trommler, die Didgerido-Spieler und alle Leute, die man hier jeden Tag wieder trifft. Ist wirklich ein „Dorf“, obwohl das Tal ja wirklich recht groß ist. 

Aber ich treffe irgendwie immer wieder die gleichen Leute! 

Tim und Tom und ihre Eltern, die immer noch angespannt sind und nicht den Eindruck eines glücklichen Paares machen! 

Thorsten, der inzwischen auch ein wenig Farbe abbekommen hat und auch nicht mehr so „verschüchtert“ wirkt, wenn er mich trifft! 

Alwine (auch ein geiler Name, oder?), die mit ihrer Frauen-Gesangsgruppe immer ganz beseelt den Sonnenuntergang anschaut (nicht böse gemeint, echt eine coole Frau, auch wenn sie mir ein bisschen viel von „energetischen Schwingungen“ erzählt)!
 
Doro, die hier endlich ihr Bild zu Ende malen will!

Die etwas durchgeknallte alte Hippiefrau, die mich jedes Mal, wenn ich dort sitze, fragt, ob sie mir eine Klangheilmassage geben darf (sie ich so ungesund aus?)!

Der Typ, der jeden Abend für eine andere Bar Flyer verteilt! 

Guilio, der Maler, der jeden Abend die gleichen Bilder verkaufen will!

And so on … 

Herrlich gemischtes Völkchen – ich fühl mich hier echt pudelwohl!
Sonnenuntergang „geguckt“, der aber nicht so berauschend war, da irgendwann ein Dunstschleier aufzog, dafür aber mehr gesabbelt und dann ins Gondola an der Promenade. 

Eigentlich hatte ich total Bock auf Pizza, bin dann aber doch wieder bei meinem geliebten Tintenfisch gelandet. Diesmal mit Korander-Soße … ehrlich gesagt, habe ich den Koriander nicht so richtig herausgeschmeckt. 

Als ich bestellte, meinte der Kellner etwas angewidert zu mir: „You like this? Or do you want real fresh good fish?“ 

Ich habe kurz überlegt, umzuschwenken und mir doch eine Pizza zu bestellen (wohl auch, weil ich jetzt weiß, dass meine Wale und Delphine die Tintenfische essen und ich ihnen ja schlecht ihr Futter wegfuttern kann), mich dann aber doch dagegen entschieden. Essen war okay, aber ich hatte immer den Einwand von dem Kellner im Kopf …
Und dann klingelte mein Handy! Ich habe mich so erschrocken … Empfang! Und dann war Thomas dran! Was habe ich mich gefreut, seine Stimme zu hören … Er hat mir gestern wohl noch eine beduselte Mail geschickt, konnte ich aber leider noch nicht abrufen. 

Hatte mein Netbook im Appartment und nachdem ich die Berge schon wieder rauf und runter gekraxelt war, auch keine Lust noch mal loszugehen. Außerdem war das Bistro beim nach Hause gehen probevoll. Wahrscheinlich hätte ich mich sowieso in die Reihe der bedürftigen wartenden Online-Junkies einreihen müssen. … Hole ich aber morgen SOFORT nach!
Und dann noch eine sehr nette "Dinner-Begegnung" gehabt.
 
Ich sitze an meinem „You like this? Or do you want real good fresh fish“?-Squid, als ein Typ an dem Speisekartenaushang stehenbleibt. Ich saß praktisch neben der Speisekarte, guckte hoch und meinte zu ihm: „Schmeckt gut hier!“.

Er hat flugs die Gelegenheit ergriffen, zog einen freien Stuhl beiseite, fragte: „Darf ich? Ich hab echt Hunger!“ und als ich völlig perplex ob dieser schnellen Abfolge der Ereignisse „Klar“ sagte, saß er auch schon.

Ziemlich „stämmiger“ Typ aus dem Saarland, der – natürlich – schon mehrfach hier auf La Gomera war. 

Ich bin bestimmt die einzige Person hier in diesem Tal, die noch nicht hier war :).

Wir kamen ins Gespräch (was soll man auch machen, wenn man an einem Tisch sitzt) und hatten einen rundum netten Abend. Was heißt Abend, jetzt ist es gerade 22.30 Uhr, während ich schreibe. Also nicht ausufernd, aber rundum nett. Er fährt ebenfalls andauernd nach Kreta, kennt meine „Plätze“ dort und empfiehlt mir dringend, das nächste Mal nach Lentas zu fahren. „Wenn du da ankommst, bist du zu Hause!“ 

Er kennt Thailand (sogar Ko Lipe), er war mehrfach in Indien, er ist Bauleiter (natürlich die Gelegenheit für mich, mit meinem Süßen anzugeben), seine Kinder sind ebenfalls 14 und 16 etc. etc.

Er hat sehr nett von seiner Frau gesprochen, die ihm dringend zu 1 Woche Urlaub allein geraten hat, da er einfach „durch“ ist (bzw. war – er meinte, die Erholung hat schon eingesetzt, als er auf die Fähre gestiegen ist). 

Viele Gemeinsamkeiten und ein wirklich rundum nettes Gespräch. Ich vermute mal stark, dass der mir hier ebenfalls noch öfter über den Weg laufen wird.
 
Werde mir ab morgen wahrscheinlich wieder ein Fahrrad mieten, morgen früh aber erst einmal nach El Guro wandern und meine restliche Appartmentmiete im Laden in La Calera bezahlen.
Und nu is Schluss – bin müde und platt von der Sonne und den ganzen Eindrücken. 

Und wenn Britta nur einen Funken Verstand besitzt (wovon ich sie wahrscheinlich erst einmal wieder überzeugen muss), fliegt sie im März, wenn sie Urlaub hat, hier für 10 Tage runter und macht sich das ebenfalls so nett wie ich! Und sitzt nicht mit Andreas auf irgendeinem Biobauernhof in Süddeutschland, nur weil er wieder kein Geld hat, um mit ihr in den Urlaub zu fahren! Werde ich ihr echt empfehlen … Frage ist nur, ob sie sich „traut“ – welch Sünde, sich solche schönen Sachen entgehen zu lassen, nur weil der Mut fehlt …

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