Montag, 29. September 2014

Illegal in Lesotho

Heute waren wir in Lesotho.

Sagt euch nichts? Lesotho ist ein Königreich, das höchst gelegene Land Afrikas und leider auch eines der ärmsten Länder Welt.



Straßen gibt es so gut wie keine. Und wenn, sehen sie so aus ...


Für den Transport von Waren und zur Fortbewegung werden Ponys genutzt. 


Die Felder werden mit Ochsen bestellt.


Nur 2 % der Einwohner besitzen Strom und nur 3 % der Bevölkerung hat fließendes Wasser zur Verfügung.


Nach unserem Verhältnis kann "man" so also gar nicht leben. Wie ich schon hier geschrieben habe, täuscht der Eindruck manchmal.


Krankenhäuser und Ärzte gibt es kaum. Die Leute gehen daher bei Beschwerden zu einem Heiler.


Nur als grobe Richtung: Von dem Dorf aus, das wir heute besucht haben, bis ins nächste Krankenhaus benötigt man - sofern es nicht regnet - ungefähr 3 Stunden. Per Auto wohlgemerkt!


Der Grenzposten auf der Lesotho-Seite bestand wohl mal aus einem Wohnwagen. Dieser ist allerdings irgendwann zusammengefallen und da der Staat kein Geld hat (oder dafür kein Geld ausgeben will), wurde der Grenzposten nicht neu besetzt!

Wir befanden uns also illegal in Lesotho :)! Durften zum Glück aber wieder nach Südafrika einreisen ...


Sonntag, 28. September 2014

Donnerwetter in den Drakensbergen :)

Nun ist der Regen da! Und was für ein Regen!

Seit gestern sind wir in den Drakensbergen in der Nähe von Bergville.

Da wir das Auto in Durban abgegeben haben, sind wir mit dem Bazbus hochgefahren. Schrieb ich hier über die chaotischen Straßenverhältnisse in Südafrika?

Nun, seitdem ich unser Auto abgegeben habe, ist das alles Schnee von gestern! Wahrscheinlich habe ich mir die Strecken durch die Transkei einfach nur eingebildet ...

Die Straße über die N 3 von Durban hier her war durchgehend Mautstrecke und blitzeblank. Kaum Leute auf den Straßen, jeweils 2 Spuren in beide Richtungen und somit auch keine waghalsigen Überholmanöver. Es gab Tankstellen an der Straße und ich habe nicht ein einziges totes Tier entdeckt!

Unglaublich! Die Kühe und Schafe haben sich nicht auf der Straße aufgehalten, sondern befanden sich auf eingezäunten (!) Weiden.

Das habe ich bisher in Südafrika noch nicht oft erlebt!

Lange Rede, kurzer Sinn … Diese Strecke war a piece of cake. Ich hätte im Schlaf hier hochfahren können und nebenbei wahrscheinlich noch ein bisschen Xhosa lernen können :).



Wir wohnen mit Blick auf das Amphitheatre und damit auf die Grenze von Lesotho.


Gestern jedenfalls konnten wir diese sehen, heute schüttet es den ganzen Tag wie aus Kübeln und es blitzt und donnert. Könnt ihr euch vorstellen, WIE laut es hier donnert?

Außer Natur gibt es nämlich nichts um uns herum. Unsere Unterkunft liegt allein auf weiter Flur. Der nächste Spaza (afrikanischer kleiner Shop, in dem man ein wenig Mehl, Zucker oder Milch etc. kaufen kann) liegt “only 6 kays away”.

Auf gut deutsch bedeutet dies, ich müsste 6 km zu dem Lädchen laufen und auch 6 km wieder zurück.

“It’s easy! You can’t get lost! Don’t be afraid! You walk through the gate and then you walk straight ahaid to the big tree. It’s 2 kays away. Then you turn left on the next gate, follow the dirt road at about 2 kays. Then you must have a look at a small sign on a tree. There you must turn right. Follow the pathway through the bush and then you will find the shop! No problem!”

Hmm … no problem?

Vielleicht bin ich ja etwas verwestlicht. Aber ehrlich gesagt kann ich aufgrund der Wetterverhältnisse heute nicht einmal 20 m gucken, da scheint es mir doch ein wenig schwierig “the big tree” in 2 km Entfernung auszumachen … selbst mit Brille auf der Nase :)

Der nächste größere Supermarkt liegt übrigens 21 km weit entfernt. Es wird mir also nichts anderes übrig bleiben, als meinen Zigarettenkonsum für die nächsten Tage immens einzuschränken :)




Freitag, 26. September 2014

Durban

Wollt ihr schöne Stadt erleben? Entspannt durch die Gegend ziehen, abends vielleicht ein Bierchen beim Sonnenuntergang genießen und euch richtig sicher fühlen?

Dann fahrt nicht nach Durban!

Und das ist das Einzige, was ich zu dieser Stadt posten werde!

Mittwoch, 24. September 2014

Schlammpackung in Port St. Johns

Was seht ihr hier?



Nein, nein, keine neue Geparden-Art :)

Hannah und ich waren heute bei der Isinuka Mud Cave und den Sulphur Springs, einem Ort, dem Heilkräfte für Körper, Geist und Seele nachgesagt werden.

Jedenfalls glauben das viele Südafrikaner, die von weit her angereist kommen, um sich mit dem Schlamm einzureiben und diesen danach in der Quelle abzuwaschen.

Der Platz war gut besucht. Heute ist nämlich Heritage Day in Südafrika und somit Feiertag.

Wir waren sofort von drei dicken schwarzen Kindern umringt, die singend um uns rumsprangen und es natürlich nicht lassen konnten, uns mit dem Schlamm einzureiben.

Widerrede war zwecklos!

Da es sie auch sehr amüsiert hat die große dicke Frau mit den langen blonden Haaren einzuschmieren, haben wir sie halt gewähren lassen.

Außerdem soll dieser Schlamm gut für die Haut sein. Ich gehe daher davon aus, dass ich younger then ever aussehe. Überprüfen kann ich es leider nicht, da ich nur einen winzig kleinen Spiegel in meinem Zimmer habe, der ungefähr auf meiner Hüfthöhe angebracht ist :).

Ansonsten hatten wir einen ruhigen Tag. Hannah hat Tagebuch geschrieben, ich habe “Ich träumte von Afrika” durchgelesen und dabei viel geweint. Es ist wirklich sehr berührend geschrieben und hat mich stark beeindruckt.

Jetzt ist früher Abend und es herrscht eine sehr spuky Stimmung. Die Hunde sind aufgedreht und beißen sich fast die Schwänze ab, die Affen toben über das Blechdach. Der Himmel ist wolkenverhangen, Sturm kommt auf und das Meer sehr unruhig! Und die Afrikaner warten auf den Regen!

Alles ist vertrocknet und Regen wird dringend benötigt. Insofern herrscht bei den Leuten in der Bar in unserer Unterkunft eine sehr (an)gespannte Stimmung, da es während der letzten Wochen schon öfter Anzeichen für den “großen” Regen gab. Nun hoffen sie auf heute Nacht (“I think big thunderstorm!”) und dass es nicht nur ein kleines Geplädder gibt.

Ich ehrlich gesagt hoffe nicht auf ein großes Gewitter! Wir wollen morgen früh nach Durban fahren und ich habe wenig Lust, zusätzlich zu den ganzen anderen Dingen auf der Straße auch noch irgendwelchen Baumstämmen und Steinen auszuweichen :)

So … und kaum habe ich das geschrieben, fängt es auch an zu regnen! 

Die Hunde drehen gerade vollkommen durch, bellen wie wild, gehen sich gegenseitig (hoffentlich nur spielerisch) an die Kirche und beißen sich jetzt die Ohren ab …

Und die Menschen fangen an zu tanzen … Ich könnte vor lauter Rührung gleich wieder anfangen zu weinen!

Dienstag, 23. September 2014

Let's find the Cheetah!

Bei unserem Aufenthalt in der Safari Lodge waren 2 Safaris pro Tag inbegriffen, eine früh am Morgen und eine am Nachmittag.

Wir hatten also während der 3 Tage knapp 21 Stunden Fahrt im Landrover durch das Reservat.

Das hört sich erst einmal viel an. Wir haben aber mehrfach mit Leuten gesprochen, die außer Zebras und Antilopen nichts gesehen haben. Insofern waren wir natürlich gespannt, ob wir auch wirklich Tiere sehen würden.

Wir hatten einen Super-Ranger namens Nomi, der seine Berufung wirklich zum Beruf gemacht hat. Bei jedem Satz, bei jeder Geste war klar, er liebt "seine" Tiere. Er hat uns mit Charme und Witz Informationen zu den Tieren gegeben, jede Frage beantwortet und jedes Tier für uns "erpirscht". "You want to see a cheetah? Look at this! New footprints of him. Ladies, let's try to find the cheetah!"


Auf diese Art und Weise haben wir fast alle Tiere gesehen, die auf unserer Wunschliste ziemlich weit oben standen. 

Und glaubt mir ... es ist eine Sache, immer von "Ich will so gerne mal einen Elefanten in freier Wildbahn sehen" zu reden und eine ganz andere, wenn solch eine Kuh wie aus dem Nichts auf einmal 1,5 Meter neben dem offenen Landrover steht :)


Da steigt der Adrenalinspiegel sehr schnell!

Ich will euch jetzt nicht mit 450 Fotos langweilen, aber eine kleine Auswahl muss ich einfach posten :)











Besonders geil fanden wir übrigens die Warzenschweine. Sie zählen hier zu den "ugly 5". Wir fanden sie nicht hässlich sondern großartig und ziemlich lustig, wie sie in einem Affentempo meistens im Rudel durch die Gegend gerannt sind.

Insofern ist dieses Foto nicht schön, aber eine Seltenheit. Normalerweise laufen sie nämlich sofort weg ...


Montag, 22. September 2014

Entspannter Tag in Chintsa

Den heutigen Tag haben wir in Chintsa verbracht. Wir haben uns diesen Ort als Zwischenstopp zu unserem nächsten Ziel Port St. Johns ausgesucht, weil mir die Strecke bis dorthin in einem Rutsch zu weit zu fahren war.

Ich muss schließlich die ganze Zeit alleine mit unserem kleinen Mini Chevrolet die Berge rauf und runter fahren und darauf achten, immer schön auf der linken Seite zu bleiben :).

Außerdem muss ich darauf aufpassen, keine Obststände, Kühe, Zebras, Ziegen, Ponys, Warzenschweine und Schafe zu überfahren. Die tummeln sich nämlich die ganze Zeit auf der Fahrbahn, ebenso wie jede Menge Leute, die die Autobahn als Bürgersteig ansehen. Nun stellt euch dazu noch ein paar Fahrzeuge vor, die die Straße als plötzlichen Parkplatz oder als Aus- und Einladeplatz für diverse Gegenstände nutzen und ein paar tote Tiere jeglicher Größe (Esel, Ziegen, Schafe), die ebenfalls mitten auf der Straße liegen.

Könnt ihr euch jetzt vorstellen, dass ich nach 4 Stunden Fahrt eigentlich ziemlich alle bin und unsere Destinationen deshalb nicht so weit auseinander liegen?

Die Fahrt hierüber von unserem Amakhala Game Reserve war wie bisher alle Fahrten durch Südafrika.

Man fährt und fährt und fährt und wartet, darauf, dass irgendwann einmal eine Tankstelle auftaucht. Am besten eine mit einem ATM, wenn man - wie wir gestern - nur noch 70 Rd. (ca. 5,00 Euro) auf Tasche hat :). 

Die Tankstellendichte in diesem Land lässt wirklich sehr zu wünschen übrig. 

Wir haben nur einen kleinen Tank (ist ja schließlich auch nur ein kleines Auto) und wenn nur alle 300 km mal wieder eine Tankstelle auftaucht, sorgt das schon für ein wenig (ungewollten) Nervenkitzel.

Chintsa ist ein kleines Dörfchen am Anfang der Wild Coast und liegt ca. 50 Kilometer hinter East London Richtung Durban.

Wir wohnen in einem ziemlich feudalem Einzelhäuschen im Buccaneers oben auf einem Berg mit Blick auf den Strand.



Während ich diesen Eintrag schreibe, ziehen unten in der Bucht die Wale entlang. Zwischendurch blasen sie immer wieder Fontänen in die Luft und springen aus dem Wasser. Unnötig zu erwähnen, dass mich dieses sehr begeistert und berührt, oder?

Hannah beobachtet die Wale im übrigen auf ihre ganz eigene Art und Weise, auf dem Bett liegend und mit dem Fernglas vor den Augen …




Sonntag, 21. September 2014

The Safari Lodge im Amakhala Game Reserve

Was für ein Luxus!

Hannah und ich hatten anfangs fast ein schlechtes Gewissen in unserer Safari Lodge. 

Schließlich haben wir bei unserer Reise schon mehrfach Leute erlebt, die um wenige Rand betteln oder uns darum bitten, beim Bäcker ein Stück Brot oder Brötchen für sie mit einzukaufen.

Wir wussten daher anfangs erst gar nicht mit dem ganzen Prunk umzugehen, haben es aber ganz schnell sehr genossen!








Rund-um-die-Uhr-Pampering für geschaffte Touristinnen :), incl. Wake-up-Call am frühen Morgen, damit wir unsere Safari-Fahrten nicht verpassen.


Unsere letzten 3 Tage sahen so aus:

6:15 Uhr Wake-up-call
6:45 Uhr Treffen in der Lounge, Tee und warme Muffins
7:00 Uhr Game drive bis
10:00 Uhr Frühstück (kalt und warm)
10:30 Uhr Auswahl des Lunches
dann Pause bis
14:30 Uhr Lunchen
15:00 Uhr Game drive bis ca. 18:30/19:00 Uhr
19:30 Dinner bei Kaminfeuer
21:00 Uhr platt wie die Flundern ab ins Bett :)

Jaja, nichts tun und sich um nichts kümmern müssen, kann schon ganz schön anstrengend sein …


Scherz beseite, es war wirklich großartig!

Ich möchte meinen Urlaub nicht durchgängig so verbringen (wie es einige Leute tatsächlich tun, wir wir jetzt erfahren haben), aber die Tage Luxus-Auszeit haben uns wirklich gut getan. Unsere Paranoia hat uns zwar noch nicht ganz verlassen, aber während dieser 3 Tage war sie schon mal ganz weit weg.

Und könnt ihr euch vorstellen, was für ein Gefühl das ist, morgens aufzuwachen und im Garten diesen Anblick vor sich zu haben?






Mittwoch, 17. September 2014

Jeffrey's Bay

Was gibt es über Jeffrey's Bay (oder auch J'Bay) groß zu schreiben?

Eigentlich nichts! 

Wir sind ziemlich enttäuscht von diesem Fleckchen Erde, der das Mekka aller Surfer ist. 

J'Bay ist einer der Austragungsorte der World Championship Tour im Winter und dann finden auch diverse andere Wettbewerbe statt. Zu dieser Zeit boomt die Stadt und ist sicherlich auch recht nett, weil man nur auf hübsche braungebrannte lässige Surfer achtet und andere Dinge nicht so gut bemerkt:).

Im Moment ist die Stadt wirklich nur "ugly", wie uns Hayley im Hermanus Backpacker schon vorgewarnt hatte. Aber wir wollten ja nicht auf ihn hören ...

Die Hauptstraße ist voll mit skurrilen Typen (und das würde ich auch schreiben, wenn wir nicht unser Mugging-Erlebnis gehabt hätten) und so etwas wie ein Zentrum oder eine entspannte Chill-Area mit Bars und Restaurants am Strand gibt es auch nicht.

Der Strand ist halt schön und breit und kilometerlang, aber das ist er eigentlich überall in Südafrika. 


Warum sind wir trotzdem noch eine weitere Nacht hier geblieben?

Zum einen ist unsere Vermieterin ein Schatz und wir fühlen uns hier sehr sicher. 


Wir haben uns ein Appartment gemietet, dass wir mit Ben aus Kenia und Anne aus Berlin teilen, einen Sicherheitsdienst vor der Tür und zahlen einen günstigen Preis (300 Rd., das sind ca. 23,00 Euro). Auf dem Fernseher gibt es einen Kanal, auf dem den ganzen Tag Surferdokus laufen und das bringt Hannah schön runter. Heute konnte sie schon wieder mehrfach lachen! Könnt ihr euch vorstellen, wie froh ich darüber bin?

Zum anderen gibt es einigermaßen funktionierendes WiFi, was auch nicht immer die Regel ist und ich wollte / musste heute noch diverse Sachen recherchieren.

Und außerdem wollte ich heute nicht schon wieder eine längere Strecke Auto fahren müssen und uns noch etwas Ruhe gönnen. Ist ja schließlich egal, ob wir hier die meiste Zeit im Zimmer hängen oder an einem anderen Ort:)




Next stop ... Safari Lodge!

Heute hatten wir schon wieder einen besseren Tag! Wir haben uns sogar in den Billabong-Outlet-Store getraut und uns schicke neue T-Shirts gekauft :) 

Allerdings fahren wir im Moment nur im Auto mit runtergedrückten Knöpfen und gehen überhaupt nicht zu Fuß. 

Unsere Übernachtung im private game reserve hat geklappt, ab morgen wohnen wir (überhaupt nicht elitär) hier:


Wird uns gut tun und danach sind wir sicherlich auch wieder in Reiselaune!

Ich weiß nicht, ob wir dort WiFi haben werden. 

Es kann also gut sein, dass ich paar Tage von der virtuellen Bildfläche verschwunden bin. Macht euch dann bitte keine Sorgen :)!



Dienstag, 16. September 2014

Sedgefield hat auch eine schöne Seite

Nämlich diese:



Der Myoli-Beach ist ein Traum, menschenleer und kilometerlang.



Unsere Unterkunft hatte den perfekten Standort für Leute, die Surfen, Chillen und Grillen lieben und ein super motiviertes, sehr hilfsbereites Team. Sie haben wirklich alles versucht, uns zu helfen. Die Zimmer waren riesig, mit eigenem Band und einen ums ganze Haus herumlaufenden Balkon.

Und die Strandbar ist ebenfalls sehr zu empfehlen :)

Ach so und noch ein paar News:

Wir haben uns gestern für die restliche Zeit ein Auto gemietet. Die Bus- und Bahnverbindungen sind in Südafrika recht suboptimal, wie wir inzwischen festgestellt haben.

Nun fahren wir mit einem kleinen grünen Chevrolet durch die Gegend und können auch an Ecken kommen, die nicht nur an der üblichen "Touriroute" liegen.


Got mugged in Sedgefield ... und die Folgen daraus!

Hmm ... schwieriger Anfang und ich bin mir auch immer noch nicht sicher, ob diesen Post wirklich online stelle.

Aber Schreiben befreit meinen Geist und wenn ich bestimmte Sachen erst einmal niedergeschrieben habe, geht es mir meistens auch besser. Und außerdem gehört dieser Tag halt zu unserer Reise, auch wenn wir ihn am liebsten streichen würden.

Hannah und ich sind gestern überfallen worden. So, jetzt ist es raus!

Und bevor jetzt einige Leute aufstöhnen und meinen: "Ich hab doch gesagt, passt auf euch auf!" lest bitte erst einmal weiter.

Wir sind nicht unbedarft irgendwo ausgestiegen und herumgestreunt und haben auf cool gemacht!

Wir sind gestern nachmittag am hellichten Tag in Sedgefield in einer sehr sicheren Gegend mit diversem Security-Personal auf den Straßen und einer quasi "Rundum-Kamera-Überwachung" für das Viertel spazieren gegangen. 

Jeder hat uns vorher erzählt, dass dieses kein Problem ist. Und mit "jeder" meine ich auch "jeder"! Die Leute in der Strandbar, die Leute in unserer Unterkunft und Leute, mit denen wir vorab über diesen Ort gesprochen haben. "Beautiful place! And really safe!"

Ich schreibe wohl noch einen eigenen Post über Sedgefield und unsere Tour dorthin, deshalb hier nur in Kürze die Info, dass es sich um ein kleines Dörfchen mit wohlsituiertem Klientel an der Lagune in der Nähe von Knysna handelt.

Wir haben einen kleinen Nachmittagsspaziergang zum Supermarkt unternommen (den wir im übrigen nicht mal gefunden haben!) und auf dem Weg zurück zu unserer Unterkunft gingen 2 Typen hinter uns. Singend, scherzend, lachend. Hannah und ich guckten uns noch an und sagten: "Na, die haben ja auch Spaß!"

Außer uns waren noch andere Leute auf der Straße unterwegs, Jogger, Fahrradfahrer, 2 Frauen mit Hunden und auch einige Autos. Wir waren also nicht alleine auf weiter Flur!

Es gibt einen Aussichtspunkt in dem Dorf, an dem man einen wunderschönen Blick auf die Bucht hat. Dort haben wir angehalten und die beiden Typen hinter uns sind an uns vorbei zum Strand runter gegangen.

Hannah und ich haben die Aussicht genossen. Wir haben uns noch gegenseitig vorgeschwärmt, wie schön es doch an diesem Platz ist und sind dann zurück zu unserer Unterkunft gegangen.

5 Meter, bevor die Straße in unsere "Hauptstraße" zur Unterkunft abzweigte, sprangen die beiden Typen, die vorher noch singend auf "Afrikalike" gemacht haben, aus dem Busch. Wir konnten überhaupt nicht reagieren. 

Ich habe eine Zehntelsekunde vor dem Angriff aus dem Augenwinkel etwas wahrgenommen, mich umgedreht und intuitiv meine Hand hochgerissen. Dort habe ich jetzt eine (wirklich nur kleine) Schnittwunde, Hannah allerdings hatte ein Messer am Hals. Ansonsten wäre es mir ähnlich gegangen.

Sie hat ihre Tasche zum Glück sofort fallen lassen, als ihr Angreifer daran riss und daraufhin hat meiner auch sofort von mir und meinem Rucksack losgelassen.

Innerhalb von Sekunden waren die beiden mit Hannah's Tasche einen Berg hinauf gerannt (sehr fit!) und als Hannah und ich 1 Minute später bei unserer Unterkunft waren, waren sie natürlich (im wahrsten Sinne des Wortes) über alle Berge verschwunden.

Die Leute in unserer Unterkunft haben sofort die Securitiy losgeschickt, sich selbst auf's Moped gesetzt und sind den Typen hinterher gefahren ... ohne Chance! Und waren total entsetzt! Ebenso wie die Nachbarn, die dort schnell auftauchen und die Touranbieter, die unsere Unterkunft abends mit ihren Leuten anfuhren, weil es sich ja um einen solch sicheren Platz in Südafrika handelt!

Viel Mitgefühl, viel Freundlichkeit, viele Streicheleinheiten für Hannah!

Was uns jetzt aber auch nichts mehr nützt!

Die Polizei hielt es leider nicht für nötig, herauszukommen und unseren Überfall aufzunehmen ("Not such a serious crime!"). 

Wir sind also spät abends mit dem Hotelbesitzer noch in die Stadt gefahren und haben dort gefühlte Stunden unsere Sachen zu Protokoll gegeben, damit wir jedenfalls einen Nachweis für die Versicherung haben.

Heute morgen sind einige Leute aus dem Dorf in den Busch gegangen, um dort vielleicht noch Sachen aus der Tasche zu finden, die - wie die Kamera oder das Handy - nicht zu Geld gemacht werden können. Hannah's Tagebuch zum Beispiel, einen Brief, den sie geschrieben hat, Postkarten, den Notfallzettel, unsere Tasche aus Indien, die inzwischen vollkommen zerflettert ist, die Hannah aber liebt.

Nix!

Und nun zu den Folgen ...

Wir sind gesund und (im Moment eher weniger) munter. Es hätte alles viel viel schlimmer kommen können und ich bin heilfroh, dass Hannah ihre Tasche mit all ihren Sachen sofort hat fallen lassen. Wir sind zusammen und sehr glücklich, dass nicht einer von uns alleine unterwegs war. Außerdem haben wir alle "wichtigen" Sachen wie Pässe und Kreditkarten noch!

Ich wünsche mir allerdings, Hannah hätte diesen Tag nicht erlebt

Sie ist im wahrsten Sinne des Wortes "geschockt" und weint zwischendurch immer mal wieder. Ich lasse sie weinen und bin hoffentlich rein emotional für sie da. 

Zwischendurch wird sie richtig wütend, was sicherlich auch gut ist. 

"Diese blöden Wichser! Verrecken sollen sie! Ich wünsch ihnen ewig schlechtes Karma!"

Ich lass' sie schimpfen und toben! Und ich lasse es sogar zu, dass sie die Typen als "Bastards" bezeichnet! Was ich normalerweise nicht tun würde, was sie aber sicherlich auch sind! Mir fällt ehrlich gesagt gar kein Kraftausdruck für diese Arschlöcher ein!

Ansonsten schieben wir "Paranoia" und trauen uns heute in J'Bay kaum auf die Straße. Ich google nach Überfällen (was ich tunlichst lassen sollte und ab morgen auch nicht mehr machen werde) und der Spaß an Südafrika ist uns im Moment definitiv abhanden gekommen.

Wir hoffen, dass sich dieses wieder gibt, denn es wäre schade, dieses Land und seine zu 99,98 % großartigen freundlichen hilfsbereiten Leute mit diesem einen Tag über einen Kamm zu scheren.

Drückt uns die Daumen, dass es klappt!

Mein Mann hat mir heute morgen übrigens eine großartige E-Mail geschrieben. 

Er schlägt vor, dass wir für ein paar Tage in ein private game resort gehen und uns nur auf die Tiere konzentrieren. Vollverpflegung, 2 Safaris pro Tag und nicht auf die Klamotten aufpassen müssen. Ich glaube, dass tut uns, - Hannah aber besonders - sehr gut, und das werden wir auch tun. 

E-Mails sind auf jeden Fall schon abgeschickt. Ich hoffe, wir kriegen so kurzfristig auch noch eine Unterkunft.