Sonntag, 30. November 2014

Magische Nacht unter den Sternen in der Wüste

Dieses Wochenende habe ich einen weiteren Punkt meiner bucket list "abgearbeitet"! Komisch, was man so nach einigen Wochen Auszeit als "Arbeit" ansieht ... Die Prioritäten werden ganz anders gesetzt :)



Wir haben eine Kamel-Safari durch die Wüste gemacht. Naja, eigentlich waren es mehr Dromedare, aber das war mir ziemlich schnuppe :)


Jedem, der nicht im "Gleichgewicht" ist, empfehle ich solch eine Tour! Man sitzt auf seinem Tier, wird sanft hin- und hergeschaukelt und kann die Gedanken meditativ an sich vorbei ziehen lassen. Und glaubt mir ... da kommen viele Gedanken hoch! 




Sehr entspannend, sehr relaxend und noch besser, als sich beim Yoga die Arme und Beine zu verrenken :)

Bevor es in die Wüste ging, haben wir noch die alte Geisterstadt Kuldhara "besichtigt" und Halt in einem kleinen Dorf gemacht, um den Proviant aufzuladen.






Highlight für mich persönlich waren aber nicht nur die Ritte auf dem Kamel, sondern die gestrige Nacht in der Wüste.

Unsere Guides haben abends (wie auch mittags schon) auf einem Lagerfeuer mit einem Topf und einer Eisenplatte ein fantastisches 3 Gänge Menü gezaubert. 

Ich hab derweil nichts gemacht, mich einfach nur (wieder einmal) gefragt, weshalb wir in Europa eigentlich so "gestopft" sind.


Ich versuche, meinen Haushalt ziemlich frei von unnötigem Kram zu halten und nichts Überflüssiges zu kaufen und zu horten. 

Aber selbst ich besitze ungefähr 7 Töpfe verschiedener Größen, 2 Bratpfannen und einen Wok. Dazu 4 Herdplatten, 1 Wasserkocher und einen Backofen. Braucht man alles nicht ... jedenfalls nicht in Indien ;) 

Nach dem Essen wurde auf Wasserkanistern und Öldosen musiziert. Monotones tranceartiges Trommeln, dazu wurden (h)indische Lieder gesungen. Später kamen noch Volkslieder aus "unseren" Ländern hinzu.

Wir waren eine recht bunt gemischte Gruppe mit insgesamt 9 Leuten (2 Mexikanerinnen, 1 spanisches Pärchen, ein älteres englisches Pärchen, 1 Inderin, die in Australien lebt, und halt Hannah und ich). 

Ich habe erst dort unter dem Sternenhimmel gemerkt, wie ausgelechzt ich nach der ganzen Zeit, in der wir ja mehr oder weniger alleine oder halt nur mit Nepalesen und Indern zusammen waren, eigentlich nach westlicher Gesellschaft war. Aber das ging nicht nur mir so. Wir alle kamen aus dem Erzählen gar nicht mehr heraus ...

Irgendwann wurden Matratzen überall in der Wüste verstreut in verschiedenen Ecken unseres Rastplatzes ausgerollt und ab ging es in die Heia. Ich habe traumhaft geschlafen! Kein dicker fetter Käfer ist in mein Ohr gekrabbelt (das war Hannah's größte Sorge) und wenn ich doch einmal kurz die Augen aufgemacht habe, hatte ich über mir einen traumhaften Sternenhimmel. Absolute Stille ...




Nach einem ausgiebigen Frühstück mit viel Obst und noch mehr Tee ging es dann mittags zurück nach Jaisalmer. 


Wie haltet ihr das eigentlich? Habt ihr eine bucket list (oder Löffelliste), die ihr "abarbeitet"? 

Erfüllt ihr euch eure Träume? 

Und freut ihr auch immer so, wenn ein Wunsch in Erfüllung geht? 

Oder redet ihr nur davon und verschiebt es auf später?

Macht es nicht ... setzt es einfach um :)



Samstag, 29. November 2014

Wieso wirbt jedes Guesthouse in Indien mit Free Wi-Fi?

Das frage ich mich jeden Tag auf's Neue!

In Deutschland wären alle Unterkünfte abmahnreif, weil sie mit falschen Angaben werben ... Jeder gewiefte Anwalt könnte eine Menge Geld scheffeln :)

Meistens dauert es ewig, bis meine Blogger-Seite geladen wird. Noch länger dauert es, einen geschriebenen Post zu speichern und zu veröffentlichen. 

Manchmal werden alle Bilder geladen, manchmal verschwinden Sachen einfach im weltweiten Nirvana. Dann heißt es next try! Verbindungskabel suchen, Kamera erneut anschließen und gute Wünsche ins Nirwana schicken, damit das Hochladen noch einmal klappt und hoffen, dass nicht gerade wieder mal ein Stromausfall in Indien ansteht.

Aber ich habe ja sonst nicht viel zu tun. Bleibt mir jedenfalls genug Zeit, zwischendurch immer mal wieder mit Muße die Aussichten von den Dachterrassen zu genießen.

Schade ist nur, dass ich soooo viele Eindrücke im Kopf habe, die ich eigentlich gerne mit euch teilen würde.

Aber wenn ich sie nicht gleich in die Welt schicke, sind sie auch schnell wieder vergessen.

Gibt es eigentlich irgendetwas Wichtiges, das wir verpasst haben? 

Zeitungen online aufzurufen ist nämlich noch schwieriger als Posts zu veröffentlichen :)

Insofern bin ich vollkommen ab von der Welt! Was sehr entspannend ist ... glaubt mir! 

So, und nun bin ich mal gespannt, wann ich diese Zeilen hochgeladen bekomme.

Am besten bestelle ich mir erst einmal den dritten Chai und plausche derweil ein wenig mit Sawai, meinem Vermieter ...



Freitag, 28. November 2014

Arabisches Feeling in Jaisalmer

Wir sind heute morgen nach einer einigermaßen entspannten Nachtbusfahrt in der Wüstenstadt Jaisalmer angekommen und haben ein schönes Zimmer im Fort der Altstadt gefunden.

Viele Reiseführer raten davon ab, im Fort direkt zu übernachten. Das Abwassersystem ist nicht gerade prickelnd (kein Wunder, die Stadt ist schließlich über 1.000 Jahre alt) und viele der kleinen Hotels wurden inzwischen von größeren Hotelketten aufgekauft. 

Nun bin ich nicht jemand, der 5 x am Tag duscht! Ich wohne auch nicht in einem der alten Häuser, die in den letzten Jahren aufgekauft wurden, sondern bei einer indischen Familie. Diese wohntvseit 200 Jahren im Fort, hat ihr Wohnhaus zu einem kleinen "Hotel" umgebaut hat und vermietet 5 kleine Zimmer. Wie sollen die Leute denn sonst ihr Geld verdienen, wenn hier niemand mehr übernachtet?

Außerdem ruft das ein gewisses Prinzessinnen-Gefühl hervor :) 

Überall sonst in Rajasthan muss man Eintritt zahlen, wenn man ein Fort besichtigen will. Hier kann ich sogar drin übernachten :)

Natürlich gibt es auch eine Dachterrasse mit einem traumhaften Blick hinunter in die Stadt.


Jaisalmer an sich ist ein wahrhaft entzückendes Städtchen. Überall enge Gassen, in denen das Leben tobt. Ich fühle mich ein bisschen ins mittelalterliche Arabien versetzt.

Die Türen von den meisten Häusern stehen offen, so dass wir einen Blick ins alltägliche Leben werfen können. Kinder rennen mit ihren Drachen über die Hinterhöfe, alte Frauen sitzen tratschend auf den Treppen und die Männer mit ihren großen Turbanen zwirbeln an ihren Schnurrbärten herum.








Viele Häuser haben bunte Zeichnungen an den Wänden, am häufigsten vertreten ist Ganesha.


Auch hier oben im Fort trotten die Kühe durch die Straßen und fressen alles, was ihnen irgendwie fressbar erscheint. Falls sie nichts finden, kommen sie auch gerne mal direkt in die Häuser :)


Auffällig ist die starke militärische Präsenz in Jaisalmer. Jaisalmer liegt im äußersten Westen von Rajasthan kurz vor der pakistanischen Grenze. Mit dem Kamel ist man in 3 Stunden da, mit dem Auto über eine halsbrecherische Piste in ca. 45 Minuten.

Und dass Pakistan und Indien in diesem Leben keine Freunde mehr werden, dürfte ja schließlich allgemein bekannt sein. 

Für mich ist das ein etwas befremdliches Gefühl. Auf der einen Seite die vielen Soldaten, auf der anderen Seite die Lebensfreude der Menschen in der Stadt.

Und in Pakistan wird das ja nicht anders sein. Auch dort sitzen die Menschen in den Städten, spielen mit ihren Kindern, sorgen für's Essen und kümmern sich um ihre alten Leute.

Die Welt ist und bleibt ein Irrenhaus, oder?



Donnerstag, 27. November 2014

Freiheit, die ich meine ...

... auf dem Pick-up durch Asien zu fahren :)


(vorläufiger?) Abschied von Pushkar

Heute Abend geht es mit den Nachtbus weiter nach Jaisalmer, ganz in den Norden von Rajasthan.

Ich bin sehr gespannt auf die "goldene Stadt" und hoffe, es wird nicht so enttäuschend wie in Jaipur, der "pinken Stadt". 

Wir wollen ein paar Tage in Jaisalmer bleiben und ich möchte auf jeden Fall eine Kameltour machen und eine Nacht in der Wüste übernachten!

Vielleicht gehen wir dann noch einmal nach Pushkar zurück.

Wir sind gestern Abend nämlich von unserem Vermieter zu einer großen Zeremonie am 6. Dezember eingeladen worden. 

Sein Vater ist vor einem halben Jahr verstorben und nächstes Wochenende wird ihm zu Ehren ein großes Fest mit ungefähr 5.000 (!) Gästen veranstaltet. Das Fest findet auf dem Land ca. 30 Minuten von Pushkar entfernt statt. Es gibt Tanz und Musik, gutes Essen und Indien pur! Keine Touristen, kein Englisch!

Er würde sich sehr freuen, wenn wir mit ihm und seiner Familie feiern würden.

Sein Guesthouse ist zwar ausgebucht, aber er meint, er findet schon einen Platz für uns.

Hmm ... eigentlich wären wir blöd, wenn wir uns das entgehen lassen, oder? Andererseits bin ich nach meinen Erfahrungen mit Santosh etwas vorsichtiger geworden und will mich eigentlich nicht mehr auf irgendwelche "Vermietergeschichten" einlassen.

Was meint ihr?


Mittwoch, 26. November 2014

Oh wie schön ist Pushkar!

Ich denke, Janosch wird es mir verzeihen, wenn ich seinen Buchtitel ein wenig für meinen Blog abgewandelt habe :)

Pushkar ist bereits jetzt eines meiner Highlights auf dieser Tour! Wenn ich mich nicht mit meinem Süßen irgendwo im Süden Indiens verabredet hätte, könnte ich hier glatt mein 3 Monats-Visum für Indien absitzen :)


Es gibt nicht viel zu tun ... 


Es gibt kein Fort, das man erkunden und keinen Stadtpalast, den man besuchen "muss". Dafür gibt es ca. 500 kleine und große Tempel und einen heiligen Lake in der Mitte der Stadt. 

Der See mit seinen Ghats gilt vielen Indern als heilig. Insofern herrscht hier ein reges gläubiges Leben. Viele Hindus pilgern nach Pushkar, um sich im See von ihren Sünden reinzuwaschen und für die Gesundheit ihrer Familien zu bitten.



Aber es ist halt auch kein reiner Pilgerort! 

Pushkar ist eine gewachsene lebhafte Kleinstadt in einem Tal ziemlich genau in der Mitte von Rajasthan (der nächste größere Ort ist Ajmer, dort befindet sich auch ein Bahnhof). 






Die Straßen (und Dächer) sind voll mit Menschen, Kühen, Hunden, Kamelen und Essens- und Marktständen. Das Leben spielt sich von morgens bis spät in die Nacht auf der Straße ab und alle Leute scheinen miteinander verwandt zu sein. Jeder kennt jeden und nach 3 Tagen kennt auch jeder uns! 



Und Pushkar hat für mich genau die richtige Größe! Es ist nicht so riesig (15.000 Einwohner), es ist aber auch nicht so klein, dass wir die ganze Zeit angestarrt und fotografiert werden.



Insofern easy living!




Vom wundervollen Inn Seventh Heaven sind wir inzwischen ins Diamond Haveli umgezogen. 

Eigentlich wollten wir ins Mama Luna, weil wir die Leute dort so nett fanden. Aber Marvi (der Besitzer unseres jetzigen Guesthouses) hat uns auf der Straße angesprochen und uns ein Zimmer bei sich zum gleichen Preis (300 Rupien) angeboten. Was soll ich sagen? Natürlich sind wir "nur zum Gucken" mitgegangen und gleich hängen geblieben :)

Sehr schöne Dachterrasse mit vielen Hängematten und Schaukelstühlen, dazu ein Yogaplatz und einen traumhaften Blick auf die Berge. Nur die Internetverbindung könnte besser sein ... 

Und die Affen etwas weniger frech :)


Die Stimmung in Pushkar ist im übrigen sehr relaxt! Was vielleicht auch an den Special-Lassis liegt, die überall angeboten werden :)

Pushkar ist nämlich heilige Stadt! Insofern gibt es nur rein vegetarisches Essen (größtenteils sogar veganes!) und es wird auch kein Alkohol verkauft. Weder in den Shops noch in den Restaurants ... 

Wir vertreiben uns die Zeit damit, in den Hängestühlen auf der Terrasse zu lesen, Yogaübungen zu machen, im Musik-Shop CD's anzuhören, mit den Leuten Chai zu trinken und zu reden und auf den See zu schauen.

Außerdem haben wir heute ein entzückendes Aussteuer-Geschenk für Greta Ernestine (Herzlich willkommen auf dieser schönen Welt, Baby!) gekauft und Hannah hat sich ein Helix stechen lassen.



Ihr merkt, wir sind schwer beschäftigt :)

Sonntag, 23. November 2014

Wie blöd und naiv muss man eigentlich sein?

Heute gab es die endgültige Aussprache mit Santosh!

Nicht, dass wir es nicht schon mehrfach versucht hätten, aber heute hat er es denn (nach harten und lauten Worten) auch verstanden. 

Wir haben unsere "geführte Tour" heute gecancelt.

Es gab böse Worte von seiner Seite, u.a. das wir ihn und alle Inder "schlimmer als Toilettenpapier" behandeln würden.

Was vollkommen hirnrissig ist und defintiv nicht stimmt, wie uns auch unsere netten Jungs hier im Inn Seventh Heaven bestätigt haben.

Sie hatten das Drama ja gestern schon mitbekommen und haben das Beste getan, um uns vor ihm und unserem Betel kauenden Fahrer abzuschirmen und uns aufzubauen.

Eine besonders große Hilfe beim Verhandeln um den Preis waren sie leider dennoch nicht ...

Ich erspare euch die Einzelheiten und sage nur eines: Diese Erfahrung war ziemlich teuer für uns! 

Angeblich hat Santosh ja schon soooo viel Geld bezahlt .... blablabla! Wir aufs Geld schielende Touristen hätten ihn und seine Erfahrungen die ganze Zeit ausgenutzt und wollen ihm jetzt nicht einmal die Kosten erstatten.

Tja ... wir (bzw. ich) hätten in Varanasi die Dinge wohl klarer festhalten müssen. Obwohl ... was nützt einem ein "Vertrag" in Indien? Nix!

Thema ist erledigt! Wir haben ihm sicherlich viel zu viel Geld gegeben, dafür aber schlussendlich unsere Ruhe! Ehrlich gesagt hatte ich auch ein wenig Angst, dass der Typ uns hier weiter verfolgt, wenn wir ihm die geforderte Summe nicht geben. Und da habe ich nun überhaupt keine Lust drauf!

Auf jeden Fall ist sicher, dass er die Stadt verlassen hat (das haben die Leute aus dem Inn Seventh Heaven überprüft) und wir können Pushkar genießen ...

Aber ein bisschen ärgern tut mich das schon! Andererseits muss ich mir jetzt wohl um mein Karma keine Sorgen machen, Santosh sich um seines allerdings schon :)

Und zusätzlich bekommt er - als erster Vermieter überhaupt auf all meinen Reisen - meine erste Bewertung bei TripAdvisor. Glaubt mir, diese wird nicht zum Besten ausfallen ...

Ist euch das auch schon mal passiert? Das ihr blauäugig und vertrauensvoll in Sachen reinschlittert, obwohl ihr die Sitten in anderen Ländern kennt und eigentlich auch gut einschätzen könnt?

Ich komme mir gerade ziemlich "blond" vor ... und trotzdem sehr erleichtert!

Samstag, 22. November 2014

Gaaanz schlechte Stimmung in Pushkar

Nun haben wir den Salat!

Ich schrieb ja bereits hier, dass wir mit unserem selbst erklärten "Guide" Santosh sehr unzufrieden sind. Nun, heute ist die Situation eskaliert.

Ich hatte ihm vor der Tour erklärt, dass wir keine großen Ansprüche an unsere Unterkünfte haben. Wir schlafen gerne in kleinen Guesthäusern, wichtig ist für uns nur, dass wir möglichst ein einiges Badezimmer, einen Balkon oder Zugang zu einer Dachterrasse haben und ZENTRAL wohnen.

Ist ZENTRAL so schwer so verstehen? Eigentlich nicht, oder?

Wir sind heute in Pushkar angekommen (traumhaft!, aber dazu gibt es später mehr) und wo führt uns dieser Mensch hin? An den Arsch der Welt! Das letzte Hotel an der letzten Straße in diesem Dorf! Wirklich das allerletzte Haus, ungefähr 2 km vom See und dem Dorfkern entfernt.

Ich habe schon bei der Ankunft auf dem Parkplatz gesagt: "Hier wohn' ich nicht! Wir können gleich weiterfahren!" Er fauchte mich an, ich solle dem Hoteleigentümer bitte gegenüber Respekt zeigen. "Kein Problem! Mach ich gerne! Aber ich wohn' hier trotzdem nicht!"

Ich bin also freundlich und mit viel Respekt aus dem Auto gestiegen, habe mich auf den Weg zur Rezeption gemacht und weiterhin freundlich und mit viel Respekt nach dem Eigentümer gefragt. Der war aber nicht da! Wir sollten warten.

Das habe ich dann 5 Minuten getan, die unglaublich verdreckte Restaurant-Toilette benutzt, noch einmal freundlich und voller Respekt nach dem Eigentümer gefragt und als dieser immer noch nicht erschienen war, habe ich mich ins Auto gesetzt und mit viel Respekt "Abfahrt!" gesagt!

Santosh war stinkesauer, ich auch! Hannah hingegen war cool, zückte unseren Reiseführer und teilte unserem nichts verstehenden und nicht sprechenden Fahrer und Santosh mit, dass wir bitte schön mitten im Dorf wohnen wollen und hatte auch gleich 2 Adressen parat.

Die Stimmung war eisig! So frostig, wie man sich das 30 Grad Außentemperatur gar nicht vorstellen kann!

Im Dorf angekommen hielten wir dann, um wieder einmal nach dem Weg zu fragen. 

Leider verstehe ich ja kein Hindi, es gab ein wenig Palaver mit einem Inder und dann meinte Santosh, dass wir leider nicht zu den angegebenen Guesthäusern fahren können, da heute Wahlen sind und daher die Straßen gesperrt sein.

Kein Problem! Gehen wir halt mit viel Respekt zu Fuß! Zu Fuß gehen wird ja wohl nicht verboten sein, auch wenn Wahltag ist, oder?

Was glaubt ihr, was passierte? 

Auf einmal gab es doch einen Weg zu unserem favourisierten Hotel! Komisch nicht? Es gab sogar einen Jungen, der auf einmal in unseren Wagen sprang und uns den Weg gerne zeigte.

Da Santosh angeblich für unsere Hotels bisher immer knapp 3.000 Rupien die Nacht gezahlt hat (wer's glaubt, wird selig!) hatte ich überhaupt kein Problem damit, als erstes das Inn Seventh Heaven anzusteuern.

"Do you have a room? Yes? Fine! How much is it? 2.750 Rupies? No Problem, we take it!" 

Santosh blieb fast das Herz stehen, ich habe richtig gemerkt, wie er nach Luft schnappte. Er schnappte bereits VOR dem Hotel nach Luft, als er das Schild "No comission" entdeckte!

Lange Rede, kurzer Sinn!

Santosh und der nicht sprechende Betel kauende Driver sind verschwunden. Wahrscheinlich zu einem seiner angeblich so vielen Freunde, die er ja überall in Indien hat. Komisch, dass wir von denen bisher noch nicht einen getroffen haben, obwohl diese uns überall Tips für unsere Tour geben sollten.

Wir treffen uns morgen früh wieder, um alles Weitere zu besprechen.

Hannah und ich wohnen allerdings nicht nur, sondern fühlen uns auch wie im 7. Himmel.

Unser Zimmer ist riesig. Wir haben eine Kuppel über dem Bett und gefühlte 170 Kerzenständer im Raum.



Überall in unserem Haveli liegen Rosenblätter und befinden sich kleine Brunnen. Abends ist der ganze Palast von Kerzen erleutet.



Und auf jeder Etage hängen Schaukeln zum Relaxen und laden Bettsofas zum Rumfläzen ein.




Und das Allerbeste an diesem Platz? Niemand spukt uns roten Betelsaft vor die Füße!

Perfekt!

Bin ich arschig?

Nein, sicherlich nicht! Wer mich kennt, weiß, dass schon viel passieren muss, damit ich so sauer werde ...

Warten wir mal ab, wie es morgen weiter geht!

Freitag, 21. November 2014

Krank in Jaipur

Ehrlich gesagt bin ich von Jaipur ein wenig enttäuscht. "The pink city" soll angeblich ein "Muss" auf jeder Rajasthan-Rundreise sein.

Für mich ist es eine indische Großstadt ohne besonderen Charme. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir nicht in der Altstadt wohnen, wo das Leben tobt, sondern ein wenig außerhalb?

Ich wollte unbedingt nach Jaipur, weil ich - seitdem ich vor langer Zeit einmal das Buch "Palast der Winde" gelesen habe - den Hawa Mahal sehen wollte. Bekannter ist der Palast wahrscheinlich unter den Namen "Palace of the winds" (oder halt "Palast der Winde").


Viel mehr als die Fassade aus dem Jahre 1799 steht allerdings leider nicht mehr. 

Die Sandsteinfenster haben die Form eines halben Achtecks und sind wabenartig durchlöchert. Warum?

Seinerzeit diente der Palast dazu, die Hofdamen und Gespielinnen des Maharadschas am Alltagsleben der Stadt teilnehmen zu lassen. Sie konnten die Prozessionen und Feste auf den Straßen hinter den Fenstern sitzend beobachten, ohne selbst gesehen zu werden.


Da ich weder Gespielin des Maharadschas bin noch im Jahre 1799 lebe, habe ich beschlossen, das Fenster einfach mal zu öffnen und mich meinem Volk zu zeigen :)

Ansonsten gab es dort leider nicht viel zu sehen. Man hat einen schönen Ausblick über die Stadt, aber das war es eigentlich auch schon. 

Wen es interessiert: Der Eintritt kostete 50 Rupies, der Eingang selbst ist etwas schwierig zu finden. Man muss durch einen kleinen Bazar gehen, bis man am Ende auf einem Hinterhof landet. Der Eingang befindet sich dann auf der linken Seite ziemlich am Ende und fällt nur durch einen Menschen auf, der auf einem wackeligen Stuhl sitzt und den Eintritt kassiert. Hinweisschilder auf Englisch gibt es nicht :). Aber die Leute im Bazar helfen einem gerne weiter und zeigen einem den Weg.

Viel überraschter und begeisterter als gedacht war ich hingegen vom Amber Fort, 11 Kilometer außerhalb von Jaipur.

Das Fort diente seinerzeit natürlich als Festung. Heutzutage wird der obere Teil des Forts immer noch vom indischen Militär genutzt, der Palast an sich ist aber für Besucher zugänglich.

Und glaubt mir: Anders als den Hawa Mahal findet ihr das Fort sofort :).

Schon von weitem ist es zu sehen


Es gibt 3 Möglichkeiten, dort hinaufzukommen. Mit Elefanten (für einen horrenden Preis von umgerechnet ca. 15,00 Euro pro Person für eine Strecke von einem Kilometer!), zu Fuß über was weiß was ich wie viele steile Treppen oder halt über die Straße. Da wir ja immer noch unseren luschigen immer Betel kauenden Private-Driver haben, haben wir uns für die Straßenvariante entschieden ...

Der Eintritt kostete 200 Rupien pro Person und auch die Kassen sind gut zu finden. Die Souvenierstände sind nämlich so aufgebaut, dass man dort durchgehen MUSS und somit automatisch an dem Eintrittsgate landet.


Wir haben uns einen Führer gegönnt, der uns die Geschichte des Palastes und der Fürstenfamilie nach bestem Wissen und Gewissen erzählt hat. Es war sicherlich interessant, leider kann ich euch kaum etwas dazu mitteilen, da ich mich heute ohne große Vorwarnung eine fette Erkältung erwischt hat. Ich konnte kaum etwas hören und mir schon gar nichts merken. Außer, dass der Herrscher neben seiner Frau 11 weitere Frauen hatte, die ebenfalls alle in dem Palast wohnten.

Sie wussten (angeblich) nichts voneinander und er hat sie abwechselnd heimlich besucht. So kam er dann schlussendlich auf beachtliche 104 Kinder!